Wie sich der TC Drensteinfurt seit seiner Gründung im Herbst 1972 entwickelt hat – eine Bestandsaufnahme mit Blick in die Zukunft.
Auf Außenstehende wirkten die Frauen und Männer der ersten Stunde des TC Drensteinfurt abgehoben, fast elitär. Doch Paul Elkendorf, 21 Jahre Vorsitzender, wies dieses Vorurteil beim 10jährigen Clubjubiläum im Herbst 1983 energisch zurück: „Wir haben sehr viel Zeit, Idealismus und Arbeit in unseren Verein investiert. Die Herkunft und die Berufe sollen in unserem Verein nie eine Rolle spielen.“ Diesem Grundsatz ist der Verein bis heute treu geblieben.
Tennisgelände von der Stadt
Doch wie hat sich der Verein seit seiner Gründung am 8. Dezember 1972 entwickelt? Was hat die Mitglieder bewegt? Worüber wurde in den Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen diskutiert? Nun, alles fing an mit einer großartigen Geste der Stadt Drensteinfurt. Sie verpachtete, quasi zum Nulltarif, eine etwa 8000 m² große Fläche im Sportpark Erlfeld an den Club. Darauf bauten die Mitglieder unter der Regie von Theo Wessels und Fritz Thiel in Eigenregie zunächst zwei Ascheplätze, wobei der Regierungspräsident Münster Fördermittel von 40 000 DM beisteuerte. Etwas später wurde die Anlage um zwei Plätze erweitert.
Die 1970er Jahre verliefen fast familiär. Der Spielbetrieb begann im Spätsommer 1973. Daneben wurden tolle Winterfeste gefeiert, auf Tontauben geschossen und Pättkesfahrten organisiert. Die erste Herrenmannschaft mit Heribert Kortendieck, Hermann Wimber, Reinhard Pauk, Theo Averhage, Hans Meyer und Werner Gerlich erzielte 1978 den Gruppensieg in der Kreisklasse. Ab Ende der 1970er Jahre wollten immer mehr Stewwerter Tennis spielen und die Aktiven forderten bessere Trainingsmöglichkeiten auch im Winter. Bis dahin wurde in der Walstedder Schützenhalle mehr schlecht als recht trainiert.
Neue Tennishalle eingeweiht
Am 18. Dezember 1979 schlossen die Stadt Drensteinfurt, der TCD und Dachdeckermeister Heribert Kortendieck einen Erbbaurechtsvertrag zum Bau einer Tennishalle im Erlfeld. Die Stadt verkaufte den Baugrund, 2800 qm, an den Verein. Der Verein reichte ihn per Erbbaurecht weiter an den Bauherrn und Hallenbetreiber Kortendieck. Im Herbst 1980 wurde die neue Halle mit zwei Plätzen, Sanitäranlagen und einem Gastraum feierlich eingeweiht.
Ab Mitte der 1980er Jahre lösten Steffi Graf und Boris Becker in der Wersestadt einen Tennisboom aus. Mit ihren Erfolgen wuchsen auch die Mitgliederzahlen des TCD, der inzwischen selbst eine Jugendabteilung aufgebaut hatte. Unter der Regie von Paul Elkendorf wurden im Mai 1992 drei weitere Außenplätze eingeweiht. Auch dieses Grundstück, direkt neben dem Fußballplatz, stellte die Stadt dem Verein langfristig zur Verfügung. In § 7 des Pachtvertrages heißt es: „Der TCD (Pächterin) ist verpflichtet, nach Satzung jedem interessierten Bürger einen Beitritt zum Club und die Nutzung der Anlage zu ermöglichen.“
In den Folgejahren überschlugen sich die Ereignisse; die Zahl der Mitglieder beim TCD wuchs (März 1994: 412 Mitglieder, 400 DM Aufnahmegebühr), gleichzeitig stiegen die Erwartungen der Mitglieder an ihren Verein. Ende 1995 lag die Baugenehmigung für ein neues Clubhaus (Standort: heutiger Platz 8) vor, doch die Förderzusage der Bezirksregierung fehlte. Viele Mitglieder hatten das neue Clubhaus gefordert, das mit Außenanlagen über 400 000 DM kosten sollte. Ziel: zeitgemäße sanitäre Anlagen und neue Räume zur Freizeitgestaltung.
1996 Tennishalle gekauft
Vor dem Hintergrund des möglichen Neubaus verständigte sich TCD-Vorsitzender Paul Elkendorf mit Heribert Kortendieck über den Verkauf der Tennishalle an den Club. Der Kaufvertrag wurde am 9. Dezember 1996 unterzeichnet. Der Kaufpreis betrug 500.000 DM, inklusive der vom Verkäufer noch auszuführenden Reparaturarbeiten an der Halle.
Am 18. August 1997 beschloss die Mitgliederversammlung des TCD, den bisherigen Clubraum in der Tennishalle um einen Anbau auf 106 m² zu erweitern, einen neuen Sanitärtrakt zu bauen und den Platz 8 nach hinten auf seinen heutigen Standort zu verlagern. Das für die Erweiterung benötigte Grundstück (467 m²) konnte der TCD ebenfalls günstig von der Stadt erwerben (9340 DM).
Am Ende war der TCD durch den Kauf der Halle und die Um- und Ausbauten für seine Mitglieder zwar wesentlich attraktiver geworden, doch der langjährige Kassenverwalter Adalbert Haaler musste auf der Jahresmitgliederversammlung 1999 einen Schuldenstand von 780.000 DM vermelden. „Wir können zwar alles problemlos bezahlen, doch in den nächsten Jahren müssen wir ein wenig sparen,“ räumte Paul Elkendorf kleinlaut ein. Für seine alles in allem beindruckenden Leistungen erhielt Elkendorf die Bronzene Ehrennadel des WTV. Und als er mit 71Jahren das Zepter an Siggi Eustermann übergab, wählte ihn die Mitgliederversammlung zum ersten Ehrenvorsitzenden des Clubs.
In den zurückliegenden 20 Jahren hat sich der TCD in der Tat konsolidiert. Wesentlich investiert wurde nur noch in die Tennishalle, um deren Attraktivität auch für auswärtige Spieler/-innen zu steigern. 2006 baute eine Firma einen neuartigen mit Granulat eingestreuten Teppichboden in die Halle ein, der die Gelenke schont und deshalb auch gerne von älteren Semestern genutzt wird. Jahre später wurde eine neue Heizungsanlage installiert. Und im Sommer 2021 nutzte der TCD das NRW-Sportstättenprogramm und ließ die alte Lichtanlage komplett gegen energiesparende LED-Strahler austauschen (80 % Förderung). „Alle Investitionen in die Halle waren gut angelegtes Geld,“ sagt Geschäftsführer Gerd Herrmann. „Die Buchungen sind im Laufe der Zeit immer weiter gestiegen.“
Was die Mitglieder bewegt
Jeder Verein lebt vom Engagement und Zusammenhalt seiner Mitglieder. In der 50jährigen Vereinsgeschichte gab es – so unser Eindruck – nur wenige Themen, die die Gemüter in Wallung brachten. Vielmehr wurde das meiste nach lebhaften Debatten im Vorstand und auf den Mitgliederversammlungen im Konsens gelöst. Beispiele:
- Bis 1980 zählte der Club etwa 100 bis 150 aktive Sportler. Die Aufnahmegebühr betrug 300 DM. Zudem mussten Männer 10 Arbeitsstunden pro Jahr für die Platzpflege leisten. Erst Jahre später sollten die Frauen nicht länger außen vor bleiben. Ab 2003 mussten sie drei und männliche Mitglieder sechs Arbeitsstunden erbringen. Dabei konnten die Frauen ihre Stunden auch durch Kuchenspenden leisten, was in der Praxis nicht immer funktionierte. Bis heute gilt: Für jede nicht geleistete Arbeitsstunde zahlt das Mitglied 13 € an den Club.
- Ende der 1990er Jahre zählte der TCD bis zu 420 Mitglieder. Danach ließ der Tennisboom nach. Im Umkreis wurden Tennishallen geschlossen. Der TCD konnte sich diesem Trend zwar nicht entziehen, ihn jedoch abfedern. Durch eine gute Jugendarbeit, engagierte Trainer und nicht zuletzt dem Teamgeist der Mannschaften. Heute zählt der Club knapp 300 Mitglieder, davon sind etwa 110 Kinder und Jugendliche. 2002 fiel die Aufnahmegebühr für Jugendliche und Erwachsene komplett weg. Neben dem Jahresbeitrag fallen nur die Arbeitsstunden an.
- Viel Wert legt der Club auf die Pflege der acht Außenplätze, der Grünanlagen und der Terrasse mit dem Spielplatz für die Kleinsten. Eine 2020 angeschaffte automatische Bewässerungs-anlage sorgt auch an heißen Tagen für einen gut bespielbaren Belag. Platzwart Manfred Dresenkamp und seine „rechte Hand“, Georg Strach, sind täglich auf der Anlage, um nach dem Rechten zu sehen. Jahrzehntelang hatte sich Platzwart Adolf Spliethoff (!) mit viel Herzblut um die Plätze und Bewässerungsanlage gekümmert.
- Die Corona-Pandemie hat auch den TCD getroffen. In 2020 und 2021 musste die Tennishalle mehrfach auf behördliche Anordnung geschlossen werden und die Spieler:innen konnten ihren Sport nicht mehr wie gewohnt ausüben. „Wir haben die Ausfälle allerdings durch die Beantragung von Corona-Hilfen größtenteils kompensieren können und sehen momentan in eine gesicherte Zukunft,“ betont Geschäftsführer Gerd Herrmann.
Ende 2023 schuldenfrei
Der TCD wird Ende 2023 schuldenfrei sein. Dann sind die Darlehen für den Kauf der Halle und die Umbauten zurückgezahlt. Alle Mitglieder und der ehrenamtliche Vorstand haben dazu beigetragen.
Wie will der Club seinen neuen finanziellen Spielraum in Zukunft nutzen? Das ist eine spannende Frage. Nur so viel wollen Gerd Herrmann, Manfred Dresenkamp und die Vorsitzende Tanja Schweer verraten: „Wir sind kein Sparverein. Wir werden weiter investieren, um den Verein attraktiv zu erhalten.“